B L O G

oder

die unendlich brodelnde Emotionssuppe

 

von

Annelie Jagenholz

 

Artikel in der Kategorie Politik

  • Reminiszenz

    Freitag, 15. Januar 2016 - in Politik

    Griechenland - wohin verschwindest du?

     

    Die Welt ist klein geworden, sowohl in ihren Wiederholungen an Ereignissen als auch in den Maßnahmen zur Machtausbeutung. Was Bismarck damals in Europa sah, ist heute eine Tatsache, dass Europa auf den reinen Begriff vereinfacht ist, damit die jeweiligen Staaten nicht die Verantwortung für ihre Taten übernehmen müssen und so gemeinschaftlich Forderungen stellen können, die sie unter eigenem Namen nicht wagen würden*. Europa und die wohlfeine EU dienen auch jetzt allen Drecksgeschäften, Bankunterstützungen, Erpressungen und politischen Manipulationen und wagen immer noch, von Verbundenheit und Humanität zu reden.

    Sichtbar genug wurde der Trug durch Alexis Tsipras und den „Untergang aller griechischer Hoffnungen“ im letzten Jahr, aus dem die Gemeinschaft der EU als Sieger hervorging, weil sie all das als "Rettung" vermarktete. Das so erkämpfte „OXI“ (das nicht nur im Land, auch weltweit Hoffnungen weckte) und der blinde Glaube in Griechenland, etwas zu unterstützen, wobei die Fragestellung schon auf Nichts zielte, wurden bösartig enttäuscht; ein Erwachen, das wirklich schmerzte und sicherlich nicht nur die Naiven traf. Dabei wurde nicht gefragt, ob die Griechen aus dem Euro wollen, sondern nur, ob der nächste Schuldschein für das aufgezwungene Sparprogramm akzeptiert oder nicht akzeptiert werden soll, was sowieso zum Spiel dazugehörte als ein Stück Papier, das absurde Forderungen stellte und Schulden auflistete, die nachweislich nicht bezahlt werden können, nicht mit mehr Geld oder Jahren, und dennoch wird weiter ein Volk geopfert, das bereits blutet. (Das Zugeben dieser Tatsache von verschiedenen Menschen aus dem Politik- und Finanzbereich in dieser schwierigen Phase scheint auch mittlerweile vergessen zu sein. Es ist und bleibt ein Bedienen der Banken. Die Griechen sehen von diesen spendablen Unterstützungen der Rettungspakete nichts und das deutsche Volk muss weiterhin dafür schuften, während die Politiker sich die Hände reiben.)

    Varoufakis hat es zu dieser Zeit gut beschrieben, dieses Theater mit der Finanzwelt und den Affentanz um Schäuble samt Konsorten. Abmachungen wurden getroffen, Verträge vorgelegt, beim Unterzeichnen standen dann auf einmal wieder alle Punkte zur Unterschrift, die von griechischer Seite nicht akzeptiert wurden.

    Da war nie das Ziel einer Einigung vorhanden, und Menschen wie Varoufakis wurden verlacht und als Marionette benutzt. So manche liebevolle Ohrfeige, die auf Tsipras‘ Gesicht landete, ließ im Grunde schon den „kleinen Jungen“ erahnen, den alle in ihm sahen, der das Spiel mitspielte, ob er nun tatsächlich erpresst wurde (wie er sich vor seinem Volk rechtfertigte, nachdem alles unterschrieben war und das Land durch ihn zur Ausbeutung frei gegeben wurde) oder ob er einfach die Rolle spielen sollte, die er dann auch gut erfüllte.

    Das „OXI“ war das Nein zum Sparprogramm, am Ende nichtssagend, und setzte sich (während der Abstimmung, nicht danach) dennoch durch (weil dahinter der wirkliche Mensch keuchte), obwohl das griechische Volk sogar mit Geldentzug und geschlossenen Banktüren bedroht und bestraft wurde, was sich bis heute nicht verändert hat, eine eigentlich effektive Waffe, die viel Angst geschürt und das Ergebnis überhaupt im „NAI“ so in die Höhe getrieben hat (neben der Manipulation durch die Medien). Und gerade hier zeigte sich dieses großartige Volk, das sich nicht einschüchtern ließ, von einer typischen Kämpferseite, obwohl die Wahl als  geforderte „Stimme des Volkes“ natürlich reine Ablenkung war.

    Der Wille, endlich Veränderungen zu schaffen, die Tsipras in seinen Anfangszeiten so emotional gepredigt hat, das nicht nur die Menschen, sondern auch seine eigenen Abgeordneten sich belügen ließen, die er als „Idealisten“, die sie waren, für seine Zwecke und den Sympathiefang nutzte, bevor er dann nach der Wahl sein wahres Gesicht hinter der sozialdemokratischen linken Maske hervorkehrte, hat blind für die Tatsachen gemacht, dass Politik ein Drecksgeschäft bleibt und das Volk nichts zu sagen hat.

    Während Varoufakis sich in dieser Zeit mit der Wirklichkeit auseinandersetzen musste, die immer absurder wurde, zumal ein Spiel mit echten Bedingungen getrieben wurde, unternahm das Falschgesicht Tsipras lustige Spaziergänge mit Frau Merkel, wobei beide in ihren Masken einen tragödienhaften Ausgleich der Mundwinkel erzielten, die Krönung des Hohns, sieht man es aus heutiger Sicht.

    Einen Tag nach dem „OXI“-Triumph fiel alles auseinander, Varoufakis trat zurück (weil er die Lüge nicht unterstützte), andere folgten und die Stärke des Kampfes wich auch im Volk der Empörung und Ernüchterung, die sogar alle Hoffnung erfolgreich zertrümmerte. Jahrelang wurde gegen Samaras und seine korrupte, in Stirnfurchen gelegte Lügenstrategie demonstriert, was schlagartig aufhörte, weil alle an etwas glaubten, das einfach nur eine verflucht weitere Illusion war und die in Form von Tsipras auftrat, der heute in den Medien Umarmungen inszenieren muss, um überhaupt so zu tun, als sei er beliebt.

    Schlimmer als jeder korrupte Politiker (bei dem die Lüge vorausgesetzt wird) hat dieser Mann sein Land verraten und verkauft. Und nun ist natürlich auch klar, weshalb er die damalige Propaganda der griechischen Medien nicht unterbunden hat, was in seiner Macht lag, da es sich um Privatsender handelte, die scheinbar gegen ihn wetterten. All das gehörte zum Geschäft, um die Täuschung perfekt zu machen.

    Heute ist es ein Jahr her, seit diese Ereignisse ihren Lauf nahmen, und Griechenland atmet nur noch auf Reserve. Die Häfen sind von Flüchtlingen und Scheinflüchtlingen bevölkert, die Inseln, die vom Tourismus leben, verkümmern im hinterlassenen Dreck solcher Menschenanwälzungen, und die kleinen Leute verzweifeln an ihrer Lage.

    Wir leben in Blasen von Lügen und medial inszenierten Schauspielen, die weiter nur Propaganda politischer Ausrichtung bleiben. Geschürter Hass, Empörungsauslösung durch Verbrechen, die häufig nicht einmal wirklich stattfinden, so viele Betrügereien, die in ihrem Minimalismus eigentlich zu durchschauen sind.

    Es ist so absurd und so uralt. Wenn unter Stalin jemand wagte, zu sagen, dass er in den Straßen die Ereignisse gar nicht gesehen hätte, wurde ihm angeraten, mehr Zeitung zu lesen.

    Das ist mit ein Grund, den Fernseher aus- und den eigenen Verstand endlich einzuschalten, um für den Anfang wenigstens die Lügen zu erkennen. Es wird Zeit, nicht in den manipulativen Stimmen der Medien zu denken und zu argumentieren, sondern als einfacher Mensch, der leben und seine Familie und Kinder nicht für virtuell rote Zahlen opfern möchte, die gefräßige Raubtier-Systeme aufstellen, weil der einzelne Mensch für sie keine Bedeutung hat.

     

     

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    * Das Zitat von Bismarck lautet folgendermaßen:

    "Ich habe das Wort "Europa" immer im Munde derjenigen Politiker gefunden, die von anderen Mächten etwas verlangten, was sie im eigenen Namen nicht zu fordern wagten."

    (Quelle: "Bismarck und das Deutsche Reich" von Erich Eyck, Rentsch,  Zürich 1955)

  • Übergreifende Werbung

    Samstag, 6. April 2013 - in Politik

    Bei Pravu Mazumdar las ich vor einigen Tagen die Aussage:


    „In der Regel sind die Angebote der Werbung nichts anderes als reizvoll verpackte Kaufanweisungen.“

    (Pravu Mazumdar)

     

    Mittlerweile ist selbst der Reiz daraus verschwunden, die Verdummungsmaschinerie arbeitet alleine mit der Gewohnheit, steuert den Glückstaumel neuer Erwerbungen durch sinnentfremdete Begriffe wie: „Sei frei!“, „Stirb langsam!“, „Geiz ist geil!“, „Dein neues Auto ersetzt deine Sorgen!“.

    Daneben versprechen Versicherungen wie üblich das ewige Leben als bezahlte Abmachung und Banken behaupten (nach den Ereignissen in Zypern) innerhalb der EU weiterhin geschäftstüchtig, dass das Geld und die Anlagen unantastbar bleiben, während daneben seelenruhig Gesetze erlassen werden, wie man die mittlerweile ungünstig gewordenen, unlauteren Mittel der Zugriffe auf Geldanlagen (bei eventuellen Pleiten) ganz einfach legalisiert. Der Plastikruf der Werbung würde sagen: „Vorausplanung ist das A und O!“

     

     

     

     

    © Annelie Jagenholz