B L O G

oder

die unendlich brodelnde Emotionssuppe

 

von

Annelie Jagenholz

 

Artikel in der Kategorie Kunst

  • Portrait und Herzschlag

    Sonntag, 28. Februar 2016 - in Kunst

    Das Portrait ist so eine Sache. Menschen, die ich gezeichnet habe, sind mir oft in die Seele gewachsen, während ich ihre Züge studiert habe. Andere kenne ich sehr gut, so dass ich sie häufiger auf Papier festhalte. Ich versuche nicht, Gesichter abzubilden, sondern Charaktere und Lebensumstände. Alles, was ich in einem Gesicht entdecke, ist die Spiegelung meiner Interpretation. Hinzu kommt, dass ich nicht nur ein Abbild schaffe, sondern versuche, die gesamte Persönlichkeit sichtbar zu machen. So ist es kein Wunder, dass ich inspiriert sein muss, um zu porträtieren, auch wenn ich viele Anfragen bekomme, die ich nicht immer einhalten kann.

    Ich bin kein Schön-Maler, ganz im Gegenteil. Wer sich von mir porträtieren lässt, braucht starke Nerven und wenig Eitelkeit. Meistens geht ein Portrait sehr leicht von der Hand und zeigt den Menschen als eine von vielen Versionen des Künstlers. Manchmal fließt aber auch etwas anderes mit hinein, das nicht nur das Erforschen eines Gesichts ist, sondern die eigenen Gefühle für den Menschen, die Sorge, die man um ihn hat, die Ängste, die man in diesem echten Abbild zu erkennen glaubt, herauskristallisiert. Was dann heranwächst, ist ein eigenartiger Abdruck von Zeit und Sein, eine Herausforderung im wahrsten Sinne des Wortes. Ist man als Künstler dazu berechtigt? Ich weiß es nicht. Hodler, der seine totkranke Frau porträtierte, wirkt schon abstoßend, und doch faszinieren diese Bilder. Es ist nicht alleine eine Gewissensfrage, aber man kämpft doch mit seinen Bedenken, wie weit man gehen kann. Mit dem Einverständnis desjenigen, der sich porträtieren lässt, formt sich nicht nur ein Bild, sondern etwas Größeres. Wie bei diesem Portrait. Es stellt Günter Ludwig dar, kurz nach seinem Herzinfarkt. Natürlich ist es kein realistisches Portrait. Es ist ein reines Gefühlsbild. Ihm hat es gefallen.

     

    ("Nach dem Sturm ein Herzschlag - Günter Ludwig" von A. Jagenholz (Zeichnungen, "People", 40 x 30 cm, 2016)

     

     

     Mehr Portraits von mir an dieser Stelle: PEOPLE

     

     

     

     

  • Ein Link zur Kunst

    Sonntag, 28. Februar 2016 - in Kunst

    Einige meiner Zeichnungen sind auf dieser Kunst-Seite zu sehen:

    DESIGN STORIES - The best from the world of Art, Design and Architecture

     

  • Reflection on art

    Dienstag, 9. Februar 2016 - in Kunst

    What is art? Art is an arduous breathing. Art is pain like sometimes life is pain. All can change in one second as the stream of being flows forward.

    Not just in looking on the result, art can speak, but in finding the pure translation for this inner landscapes to reach the bridge, where the expression forms structures on a canvas or empty paper. Style, ideas, technics and such things plays a second role in the end.

    As reading is not already a mark for some intelligence, just a wonderful and great passion, so art is the ground, where you can build your emotions to shaky towers. Sometimes these towers allow a new view of the world, of life and of human being. And sometimes they break down.

  • Die nicht geahnte Kunst

    Samstag, 5. Januar 2013 - in Kunst

    Man Ray und die Bescheidenheit

     

    Auf seinem Grabstein steht die Inschrift: “unconcerned, but not indifferent”. Sicherlich war er alles andere als unbekümmert. Man Ray behauptete ganz klar von seinem Werk: "Fotografie ist nicht Kunst." - "Kunst ist nicht Fotografie." Das sagte ausgerechnet der, der mit seinen Fotos wahre Ikonen schuf, denkt man an seine Aktbilder oder surrealen Aufnahmen. Er nutzte nicht das Anliegen der Ewigkeit, sondern die verlorene Belichtungszeit, öffnete sich der erotischen  Transgression des Banalen und Gewohnten. Erst diese neuen Richtungen ermöglichten auch über die Kunst hinaus, z. B. in der Literatur Texte wie die von Breton, Crevel und co, die mit Sex und Tod spielten. Und die Verbindung zwischen Fotografie und Kunst ist nicht nur über die Fotografie selbst zu erspüren, sondern auch stark miteinander vermengt, denkt man an das bekannte Bild von Man Ray, der Dali und seinen Totenschädel interpretiert:


    (Quelle: scoop.it)

    Gerade zu dieser Zeit verband sich wie eine neue Bewusstseinsevolution Kunst mit Fotografie, Literatur und Film. Man Ray drehte mit Marcel Duchamp mehrere Kurzfilme, Dali tat sich mit Buñuel zusammen und der Kunstfilm nahm immer weiter seinen Lauf.

    So gehört also auch Man Ray zu den bescheidenen Künstlern, wie es z. B. über Max Ernst berichtet wurde, der sagte, statt Lorbeeren wäre ihm eine kleine Waldbeere lieber. Wenn für ihn und seine Malerei gilt: "Man malt, weil man neugierig ist, und nicht, weil man etwas machen will. Das ist eine höhere Instanz des Automatismus, die einen dazu zwingt. Dabei ist das Erstaunen über das, was zustande kommt, ebenso groß wie zu Beginn." (Max Ernst) - dann gilt dies auch darüber hinaus für die verschiedenen Einschätzungen der Künstler über sich selbst und ihre Kunst.
    Kunst ist Kunst, könnte man sagen. Und das beinhaltet wirklich alles, was der Vorstellung möglich bzw. durch Wahrnehmung erfahrbar ist, selbst dann, wenn es noch nicht unmittelbar einsehbar ist. Genauso gut könnte man demnach sagen: Kunst ist nicht Kunst.

     

     

     

    © Annelie Jagenholz