B L O G

oder

die unendlich brodelnde Emotionssuppe

 

von

Annelie Jagenholz

 

Flamme oder Flammenmeer

Samstag, 9. Januar 2016 - in Philosophie

Wie eng bleibt doch der eigene Empfindungskreis, was uns oftmals gar nicht bewusst ist. Die leidenschaftlichsten Menschen können unter solchen Umständen zu reinen Gefühlskrüppeln werden, nur weil sie die Bedeutung von Situationen, Ereignissen, Begegnungen und Gefühlen anderer Menschen ganz einfach nicht wahrnehmen, was wiederum durch unsere subjektive Sichtweise und den durch unsere innere Welt gesteuerten Blick auf die äußere Welt naturgemäß ist. Nur das, was uns direkt erreicht, löst Leidenschaft und Interesse aus. Über Umwege können uns auch die anderen Umstände erreichen, so dass wir sie wenigstens erkennen, aber nie in gleichem Feuer. Das ist der Grund, weshalb uns manches überraschend trifft.

Alles Fühlen, Denken, unsere Interessen an Bedingungen und Menschen sind nur so weit offen, wie wir ihnen Raum zugestehen. Und dieser ist für das uns Wichtige riesig, manchmal sogar zu riesig, für alles andere sehr klein und meistens auch „blind“.

Alles, was uns nicht direkt angeht, liegt verblasst am Horizont, verdeckt (wenn auch nicht gänzlich) von der Schicht an Interessen und Ereignissen, die uns direkt bewegen. ‚Bewegen‘ ist in diesem Zusammenhang auch ein besseres Wort als ‚beschäftigen‘, denn im Grunde bleibt nur das existenziell, was uns in Bewegung setzt, uns also dazu auffordert, zu handeln bzw. uns mit uns selbst auseinanderzusetzen, dementsprechend Veränderung nach sich zieht. Alles, was uns dagegen beschäftigt, kann wieder verloren gehen und liegt dann in gleicher Form vergessen hinter der Schicht, die das Wesentliche unserer Sicht umhüllt, was nicht automatisch heißt, dass die Dinge hinter dem Nebel für uns bedeutungslos sind. Sie sind bloß noch nicht sichtbar.